Hier die wichtigsten Erkenntnisse aus drei exzellenten neuen Klimabüchern. Beginnen wir mit „3 Grad mehr“:
- Die Pariser Klimaziele sehen zwar vor, dass wir die Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad, besser noch unter 1,5 Grad begrenzen. Tatsächlich befinden wir uns direkt auf dem Weg in Richtung 3 Grad plus bis zum Jahr 2100. Das bedeutet:
- In Landgebieten steigt die Temperatur um das Doppelte. In Österreich und Deutschland wird es also um 6 Grad wärmer. Berlin wird dann wärmer sein, als es Madrid heute ist.
- An den heißesten Tagen messen wir dann auch hierzulande 45 Grad. Bei einer Luftfeuchtigkeit von 70 Prozent (typisch für Deutschland im Sommer) wird die selbst für gesunde Menschen nach einigen Stunden tödliche „Kühlgrenztemperatur“ bei 40 Grad erreicht. Bei drei Grad mehr „werden sich die während Hitzewellen tödlich heißen Gebiete massiv ausweiten“ und „den Aufenthalt im Freienzunehmend gefährlich machen“.
- Das Wetter „radikalisiert sich“: Starkregen, Dürreperioden und tropische Wirbelstürme werden häufiger, stärker und dauern länger.
- Der Meeresspiegel steigt noch vor Ende des Jahrhunderts um 70 Zentimeter. Schmilzt allerdings etwa das Grönlandeis komplett ab, dann klettert er gar um 7 Meter nach oben. Und er steigt noch für Jahrtausende weiter an: „Bei 3 Grad Erwärmung um etwa einen Meter pro Jahrhundert, was die Küstenzonen der Erde erodiert, Strände wegspült, jede Infrastruktur mit ständig wachsenden Sturmflutrisiken bedroht und dauerhafte Küstenstädte … kaum mehr möglich macht.“
- Es sei „eine Erde, wie wir sie nicht kennen wollen“, schreibt Stefan Rahmstorf, einer der Leitautoren des vierten Sachstandsberichts des Weltklimarats (IPCC), in dem Buch. Er hält „eine 3-Grad-Welt für eine existenzielle Gefahr für die menschliche Zivilisation“.
- Sie droht aber wahr zu werden für jene vier Milliarden Menschen, die heute jünger als 20 Jahre alt sind – plus alle, die noch geboren werden.
Was all das für die künftigen Gesellschaften bedeutet, erklärt der Club of Rome in „Earth for all„:
- Je heißer es wird, umso wahrscheinlicher kollabieren ganze Staaten: wegen zunehmender Umweltkatastrophen, Hungerkrisen, Konflikten ums Wasser, das zunehmende Auseinanderdriften zwischen Reich und Arm. Eine politische Destabilisierung wird wahrscheinlicher, autoritäre Führerfiguren gelangen an die Macht.
All das muss aber nicht passieren! Auch das sagen die Bücher:
- Für eine Klimawende wären laut Schätzungen etwa zwei bis vier Prozent des Weltsozialprodukts zu investieren. Deutlich weniger, als die Schäden in einer 3-Grad-Plus-Welt ausmachen würden: nämlich mindestens ein Zehntel der Weltwirtschaftsleistung.
- Naturbasierte Lösungen wie die Wiedervernässung der Moore oder eine Wende im Bauwesen weg von Zement und Stahl hin zu Holz wären rasch umsetzbar, relativ billig und höchst effizient.
- Allein ein Stopp der Abholzung der Regenwälder würde die C02-Emissionen so drastisch reduzieren, „als würde Europa bis spätestens 2026 klimaneutral.“
- Die Wende muss aber rasch, in den nächsten Jahren passieren: Denn das C02-Budget, das wir noch verbrauchen dürfen, um die Pariser Klimaziele einzuhalten, ist bereits sehr klein. (Wie dringend es ist, darauf haben erst gestern die Vereinten Nationen hingewiesen.)
Quelle: https://www.falter.at/natur/20221028/das-wuenscht-sich-keiner-fuer-seine-enkel