Mehr Wildnis gegen die Artenkrise – sind am Anfang des sechsten Massenaussterbens

„Beim Klimawandel geht es darum, wie wir in Zukunft leben. Beim Artensterben geht es darum, ob wir als Menschheit überleben“, sagt Katrin Böhning-Gaese, Direktorin am Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum in Frankfurt am Main. Die Biologin fordert, mehr Flächen in Deutschland auszuweisen, bei denen komplett auf menschliche Nutzung verzichtet wird – also mehr Wildnis.

Nur so ließen sich unsere Lebensgrundlagen langfristig sichern. Das klingt dramatisch, doch es ist wissenschaftlicher Konsens, dass wir uns am Anfang des sechsten Massenaussterbens der Erdgeschichte befinden. Beim letzten Massenaussterben sind die Dinosaurier ausgestorben, wahrscheinlich in Folge eines Asteorideneinschlags. Diesmal ist die Aktivität des Menschen die Ursache: Jeden Tag verschwinden weltweit bis zu 150 Tier- und Pflanzenarten, weil Ökosysteme zerstört werden. Wie lässt sich das Artensterben bremsen?

Das Protokoll von Montreal

Das globale Ziel ist klar: Bis 2030 sollen 30 Prozent der Landes- und Meeresflächen unter Schutz gestellt – und 30 Prozent der geschädigten Ökosysteme renaturiert werden. Dazu haben sich im Dezember 2022 rund 200 Staaten auf der Weltnaturschutzkonferenz in Montreal in Kanada verpflichtet.

Auch Deutschland hat unterschrieben und mittlerweile eine nationale Strategie zur Rettung der biologischen Vielfalt erarbeitet. Wo stehen wir aktuell? Insgesamt haben rund 37 Prozent der Fläche in Deutschland Schutzstatus. Und es mangelt nicht an Schutzgebieten: Naturpark, Biosphärenreservat, Landschaftsschutzgebiet, Nationalpark.

Haben wir das Ziel von Montreal schon erreicht? Keineswegs, denn nur in wenigen Gebieten wird die Artenvielfalt konsequent geschützt, sagt Katrin Böhning-Gaese: „Das Problem ist, dass in vielen Gebieten Forstwirtschaft, Landwirtschaft und Fischerei weiterhin erlaubt sind – und damit das Schutzziel eigentlich unterlaufen wird.“ Streng geschützt sind nur die Kernzonen von Nationalparks. Doch der Anteil an Nationalparks liegt bei mageren 0,6 Prozent. Und Naturschutzgebiete – sie machen nur 6,3 Prozent aus.

Quelle: https://www.tagesschau.de/wissen/forschung/wildnis-artensterben-100.html

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